MOLESTIA

Das Unbehagen

Wenn es wieder einmal heißt: Das ist das Unvermögen der Anderen, die da immer so einfallslos sind, die da immer nur das gleiche spüren, die da so dämlich sind und nicht weit sehen und klar blicken wollen. Da ruft jemand: Das ist die Einfalt!

Und wieder heißt es: Das ist die Überheblichkeit derjenigen, der vielen Wenigen, die da immer das Messbare verkennen, die das Sagbare verachten, die da jede Bescheidenheit verteufeln und gleichzeitig und immer zu das Über-die-Wahrheit-sprechen für sich vereinnahmen. Da ruft jemand: Das ist der Widerspruch!

Doch dann heißt es wieder: Das ist die Unterwürfigkeit derer, die sich vor der Vielfalt fürchten und zu wissen meinen, sie sei ein unheimliches Geflecht, ein Wirrwarr, unverständlich und unzumutbar für diejenigen, die sich nicht öffnen wollen, die da glauben ihre Freiheit sei in Gefahr. Da ruft jemand: Das ist das Selbstmitleid!

Dann wird es wieder heißen: Die Suche nach dem Zweifel führt zu Isolation und oft, viel öfter auch zu Ärger und zu Wut und wenn sich dann noch diejenigen zu Wort melden, die da, die sich selbst unfehlbar wähnen wird es immer wieder heißen: Ich nicht, aber du. Ich will, aber du darfst nicht, weil ich es so will, ich, ich, nur ich und niemand sonst. Da ruft jemand: Das ist menschlich! Da ruft ein anderer: Das führt zu nichts! Da ruft noch einer: Das wird wieder vergehen! Da ruft jemand ganz anderes: Das ist die Hilflosigkeit!

Unbehaglich wird’s, wenn sie nun aus ihren Löchern kriechen, die da, die sich nichts mehr verbieten lassen und sich alle wieder fragen: Was wird das denn nun heißen?

Der Unwille

Ohne den Willen zur Verausgabung – da ist die niederschmetternde Tatenlosigkeit die Folge, da ist die Angst vor der Verzweiflung nicht weit, da herrscht der Verlust der Kontrolle über den Kontrollwahn und nun steht er da, führerlos, der verlogene Nichtsnutz. Was sind schon Druckmittel angesichts dieser unsäglichen Unfähigkeit?

Ohne den Willen zur Selbstermächtigung – da ist das bedrückende Unverständnis die Folge, da ist die Angst vor dem Versagen nicht weit, da herrscht der quälende Zwang das Ego zu vernichten und nun steht er da, sich verkennend, der Verfechter der Unwahrheit. Was ist schon der Unglaube angesichts dieser verachtenswerten Seelenlosigkeit?

Ohne den Willen zur Einsamkeit – da ist das schwermütige Scheitern die Folge, da ist die Angst vor dem Selbsthass nicht weit, da herrscht unverhohlen der Drang sich anzupassen und nun steht er da, kraftlos, der Knecht der Indoktrination. Was ist schon die Illusion angesichts dieser verabscheuungswürdigen Unfreiheit?